Ein Herz für Fledermäuse

Der Kreisverband Steinfurt des Nabu hat jetzt die ersten beiden Häuser im Kreis Steinfurt als „fledermausfreundliches Haus" ausgezeichnet. Ziel der Aktion ist es, die Akzeptanz für Fledermäuse und deren Quartiere in der Nähe des Menschen zu erhalten und neue zu schaffen.

Steinfurt/Kreis Steinfurt. Anna Maria Nabo und Monika Hölscher sind nicht nur Nachbarinnen. Gemeinsam ist ihnen auch, dass sie ein Herz für Fledermäuse haben. Unter den Dächern ihrer Häuser in Steinfurt dulden sie zwei Quartiere der akut vom Aussterben bedrohten Tiere – den einzigen Säugetieren, die fliegen können. Bei Frau
Nabo befindet sich eine Wochenstube der Zwergfledermaus mit 150 Tieren hinter der Haus-Verschalung, bei Monika Hölscher sind es „Braune Langohren", die einen Spalt an ihrer überdachten Terrasse als Wohnort nutzen. Vom Nabu-Kreisverband wurden beide jetzt für ihr Engagement mit der Plakette „Fledermausfreundliches Haus" ausgezeichnet.

Wolfgang Stegemann von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz im Kreis Steinfurt, überreichte die beiden Plaketten, die der Nabu zusammen mit dem Landesfachausschuss Fledermausschutz vergibt – übrigens die beiden ersten Plaketten im Kreis Steinfurt. Natürlich hofft Stegemann, dass sich weitere Fledermaus-Freunde melden – ein Bewerbungsformblatt steht auf der Nabu-Homepage zum Download bereit.Ziel der Aktion ist es, die Akzeptanz für Fledermäuse und deren Quartiere in der Nähe des Menschen zu erhalten und neue zu schaffen.

Letzteres ist allerdings gar nicht so einfach. Fledermaus-Experte Stegemann hat, so erzählt er, selber in seinem Garten einen Fledermauskasten aufgestellt, doch bislang hätten die Tiere das Quartier noch nicht angenommen. „Man kann die Fledermäuse nicht anlocken und braucht einfach Zeit und Geduld", weiß er. Umso wichtiger seien bestehende Quartiere, zu denen die Fledermäuse nach ihrem Winterschlaf – für den sie in andere Quartiere wie Baumhöhlen oder alte Bunker ausweichen – wieder zurückkehren.

20 Fledermaus-Arten gibt es in NRW, 16 im Kreis Steinfurt. Mit einem FledermausDetektor lässt sich herausfinden, welche Art ein Quartier bewohnt. Der Detektor wandelt die ansonsten für das menschliche Ohr unhörbaren Rufe der Fledermäuse in hörbare um. Ein weiteres Indiz für die geflügelten Untermieter ist der Kot, den sie hinterlassen. Bei den Braunen Langohren, die sich hauptsächlich von Nachtfaltern ernähren, sind die nicht verspeisten Insekten-Flügel ein Indiz für ihre Existenz.
Zwergfledermäuse, so Stegemann, seien im Kreis die häufigste Fledermausart, die Braunen Langohren noch relativ häufig. Seltener sei etwa die Mops-Fledermaus. Schäden verursachen die Fledermäuse in ihren hausnahen Quartieren nicht – Dämmmaterial oder Dichtungsfolien stehen nicht auf ihrem Speiseplan. Auch die Befürchtung, die Tiere könnten Krankheiten übertragen, ist unbegründet. Denn im Alltag, so Monika Hölscher, komme man überhaupt nicht in Kontakt mit den ausschließlich nachtaktiven Tieren. Allerdings sei im direkten Kontakt durchaus Vorsicht geboten, sagt Stegemann: „Wer meint, eine Fledermaus anfassen zu müssen, sollte unbedingt Handschuhe tragen". Zumindest theoretisch kann nämlich durch einen Biss die Fledermaus-Tollwut übertragen werden – so geschehen 2011 in Münster.
Angst haben die beiden Frauen nicht. Sie wissen, dass Fledermäuse friedlich sind, kein Blut trinken und äußerst nützlich sind: Bis zu 4000 Mücken verspeist eine Fledermaus pro Nacht.

Bewerbung um Plakette "Fledermausfreundliches Haus":

Hier gibt es das Formular im PDF-Format

Mehr Infos: www.fledermausschutz.de

Autor: Achim Giersberg

IVZ vom 21.01.2015

Bild Link bitte auf das Bild klicken

Ein Herz für Fledermäuse Wolfgang Stegemann

Zurück