Fledermauszählung des NABU Rheine – seltene Mopsfledermaus gesichtet

RHEINE. Groß war die Spannung, als sich die AG Fledermausschutz zur alljährlichen Zählung auf den Weg machte, um die Winterquartiere der nachtaktiven Tiere zu kontrollieren. Ausgerüstet mit Taschen- und Stirnlampen, Spiegeln, einer Endoskopkamera und einem Detektor machten sich die NABU-Mitglieder auf den Weg zu einigen Bunkern in Rheine und Neuenkirchen. In den vergangenen Jahren wurde viel Arbeit investiert, damit selten gewordene und geschützte Arten sich in Rheine und Umgebung wohlfühlen.

Für den Winterschlaf suchen Fledermäuse bevorzugt unterirdische Plätze auf wie Stollen, Gewölbe oder Keller mit einer Temperatur von zwei bis fünf Grad. Die Tiere essen und trinken nichts, ihre Atmung und der Herzschlag verlangsamen sich auf einen Bruchteil des Üblichen. Sie leben von den Fettreserven, die sie sich im Herbst angefressen haben.

Wolfgang Stegemann ist Artenschutzbeauftragter des NABU für Fledermäuse im Kreisgebiet. Ihm ist es zusammen mit anderen interessierten NABU-Mitgliedern gelungen, im Kreis Steinfurt entsprechende Quartiere so herzurichten, dass sich Fledermäuse in der Winterzeit dort wohlfühlen. Neben der Temperatur gehört dazu auch eine konstante Luftfeuchtigkeit von 80 – 90%, die sicher stellt, dass die Flughäute der Tiere nicht austrocknen. Wenn das geschieht, kann die Fledermaus nicht jagen und muss verhungern. Deshalb wurden in Rheine zum Teil umfangreiche Erdarbeiten erforderlich. Bunker, die sich als Winterquartiere eigneten und in der Nähe von Sommerquartieren gelegen sind, wurden von organischem Material, Graffiti und Verunreinigungen befreit und auf dem Boden wurde Sand ausgeschüttet. Als Schlafplätze wurden mit Porenbetonsteinen gedeckelte Porotonsteine und Tonziegel an den Decken und Wänden der Bunker angebracht, damit die Tiere Höhlungen und Spalten finden, in denen sie sich verstecken und die Wintermonate in Ruhe verbringen können. Neben Schubkarren und Schaufeln kamen dabei auch Bohrmaschine und Stromerzeuger zum Einsatz, und das alles in meist unwegsamem Gelände, wo allein der Transport schon viel Kraft erforderte. Auf den Boden wurde Estrichsand geschüttet, der Wasser aufnimmt und kontinuierlich an die Luft abgibt um die gewünschte Luftfeuchtigkeit zu ermöglichen.

Die Arbeit hat sich gelohnt, wie die Zählung 2017 zeigte. Es wurden vier verschiedene Fledermausarten gezählt. Neben Wasserfledermäusen, Zwergfledermäusen und Braunen Langohren konnten die Teilnehmer der Arbeitsgruppe zwei Mopsfledermäuse feststellen. Diese Art ist sehr selten geworden, man spricht sogar davon, dass der Bestand stark bedroht ist. War die Mopsfledermaus in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts im Münsterland noch weit verbreitet, gilt sie heute als in NRW praktisch ausgestorben. Umso bedeutender sind die Funde in Rheine. Die Mopsfledermaus benötigt zur Jagd eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit einem hohen Angebot an Insekten. Ihren Namen verdankt sie einer kurzen Nase und breiten Ohren. Damit erinnert sie an einen Mops. Dass bei der Zählung in Rheine zwei Exemplare dieser seltenen Art in einem der hergerichteten Bunker angetroffen wurden, erfreute Wolfgang Stegemann ganz besonders.

Leider fallen die mit viel Engagement hergerichteten Winterquartiere des Öfteren auch dem Vandalismus zum Opfer und müssen aufwändig mit Schlössern gesichert werden. Türen wurden aufgebrochen, Hangsteine zerstört, Sperrmüll wurde in die Quartiere eingebracht und Flaschen zerbrochen. Dabei zeigen Schilder den Status eindeutig an. Trotzdem fanden die Fledermausfreunde in zwei Bunkern Reste von Silvesterböllern.

Der Artenschutzbeauftragte freut sich deshalb über neue Mitstreiter, die beim Auffinden von Tagesquartieren, Optimieren von Winterquartieren, Erforschen des Verhaltens der 16 im Kreis Steinfurt nachgewiesenen Fledermausarten und weiteren Aufgaben des Fledermausschutzes mithelfen wollen.

Infos unter: AG Fledermausschutz

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