Hochland-Rinder im Einsatz für Natur- und Umweltschutz

Michael Wolters, der 1. Vorsitzende des Nabu-KV Steinfurt begrüßte dreißig Zuhörer zum Thema " Naturschutz mit Biss" im Bürgerhof im Walshagenpark. Bevor der Referent Gisbert Lütke das Wort übernahm, wies Michael Wolters darauf hin, dass es beim NABU immer Aufgaben gibt, bei denen sich Naturschutzinteressierte engagieren können. Neue Mitglieder sind gern gesehen.

"Naturschutz mit Biss" ist ein Projekt des Nabu Kreisverband Steinfurt, das Artenschutz  und  Nachhaltigkeit zum Ziel hat. Mit Schafen und Ziegen startete dieses Projekt im Jahr 2007.   Inzwischen werden 51 Hochland-Rinder, 24 Kamerun-Schafe und Heidschnucken sowie 13 Buren-Ziegen als Landschaftspfleger eingesetzt.

Gisbert Lütke begann seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass Naturschutz heute nicht allein das Bewahren von Arten und Biotopen, sondern auch die Sicherung und Entwicklung der Vielfalt an Arten und Biotopen in unserer intensiv genutzten Landschaft ist. 

Der Referent zeigte auf, dass durch die ganzjährige Beweidung mit geringen Besatzstärken von 0,3 - 0,6 Rindern pro Hektar folgende Naturschutzziele erreicht werden:

Verzögerung bzw. Zurückdrängung der Verbuschung und Offenhaltung der Landschaft,

Erweiterung der Strukturvielfalt vor Ort durch verschiedene Beweidungsintensitäten, durch Schaffung kleinräumig   vernetzter Strukturen in Form von Weideresten, Trittstellen, Suhl- und Lagerplätzen

Verbiss von Süß- und Sauergräsern, Disteln, Hochstauden, Schilf sowie Sträuchern, dadurch Förderung         konkurrenzschwacher Pflanzenarten

Erhalt des pflanzlichen Artenspektrums in der Regel bei gleichzeitiger Veränderung der Dominanzverhältnisse unter   den Pflanzenarten.

Erhöhung der qualitativen und quantitativen Vielfalt an Wirbellosen durch die Entstehung einer nischen- und   blütenreichen Vegetationsstruktur sowie durch Erweiterung eines ganzjährigen Nahrungsangebotes für Insekten,

Verbesserung der Nahrungssituation, insbesondere für insektenfressende Wirbeltiere, bei den geringeren Besatzdichten der Weidetiere können auch "Wiesenvögel" erfolgreich brüten. Greifvögel finden ganzjährig ein stetiges Nahrungsangebot an Kleinsäugern, was das Gebiet auch für Wintergäste attraktiv macht.

Durch den Nabu Kreisverband Steinfurt wird derzeit eine Gesamtfläche von über 150 ha extensiv gepflegt. Diese Flächen setzen sich zusammen aus Naturschutzgebieten, Kompensationsflächen und nabueigenen Grundstücken.

Als Beispiel hob Gisbert Lütke, die extensive Beweidung am Waldhügel hervor, die durch Heidschnucken mit Unterstützung des Waldhügelvereins, namentlich auch durch Winfried Grenzhäuser ermöglicht wird. Weitere Flächen befinden sich in der Flöddert in Rheine-Elte, wo man die Hochland-Rinder, teilweise mit Nachwuchs, fast ganzjährig beobachten kann. Das dort vorhandene Extensivgrünland ist durch naturgegebene Standortverhältnisse in der Regel ungünstige Bodenverhältnisse für die intensive Nutzung unattraktiv.  Standortangepasste, meist artenreiche Pflanzengesellschaften sind vorhanden und bieten zahlreichen Wildtierarten Schutz und Nahrung.

Demgegenüber steht das Intensivgrünland mit hohem Pflege- und Düngeraufwand (Güllenachweisflächen). Für die in der Regel ein oder zwei Futterpflanzen müssen optimale Wachstumsbedingungen herrschen und standortangepasste Pflanzengesellschaften können sich nicht mehr entwickeln. Auf Intensivgründland wird Wildtierarten die Nahrungsgrundlage entzogen. 

Im weiteren Verlauf ging der Referent im Einzelnen auf die Haltungsvoraussetzungen, das Herden- und Flächenmanagement und die geplante wirtschaftliche Vermarktung ein. Zahlreiche Aspekte, die sicherlich für die hiesige konventionell arbeitende Landwirtschaft sehr interessant gewesen wären.

Mit einem Hinweis auf den nächsten NABU-Vortrag am Donnerstag, 5. November 2015 zum Thema „Wildkatze“ durch Dr. Christine Thiel-Bender an gewohnter Stelle im Bürgerhof ging nach über einer Stunde eine vielschichtige Betrachtung zum Thema „Naturschutz mit Biss“ zu Ende.

Gudrun Jesse

Pressearbeit NABU-KV Steinfurt

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