„Schwalben können nicht zählen“

Der Naturschutzbund (NABU) zeichnet schwalbenfreundliche Häuser aus. Bei Üffings in Hopsten und Stockmanns in Ibbenbüren fühlen Rauch- und Mehlschwalben sich wohl.

"Da muss man manchmal schon den Kopf einziehen, wenn man gerade in der Diele ist und so eine Schwalbe angeflogen kommt“, sagt Sonja Üffing. Das Haus von Hermann und Sonja Üffing in Hopsten ist, ebenso wie das Haus von Reiner und Karin Stockmann im Außenbereich Ibbenbürens, schwalbenfreundlich. Auf dem Hof Stockmann überreichte Michael Wolters, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Steinfurt, am Freitag beiden Familien eine Auszeichnung in Form einer Plakette. Außerdem wurde ein weiteres Haus in Recke ausgezeichnet.

„Wir verzeichnen in den letzten Jahren einen dramatischen Rückgang der Artenvielfalt, auch bei Kleinvögeln und eben auch bei Schwalben“, sagt Michael Wolters. Dem wolle der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mit dieser Aktion ein wenig entgegenwirken.

Was ein schwalbenfreundliches Haus ausmacht, weiß er auch: Es müssen Insekten da sein, das ist die Nahrungsquelle der Schwalben. Deshalb sei es gut, wenn es ein paar Tiere gibt, die ihren Dung fallen lassen, wo sich Insekten bilden. Wenn es in der Nähe Mist, Strauchwerk und ein bisschen Lehm für den Nestbau gebe, dann sei das schon ideal für die Schwalben. Das alles ist auf dem Hof Stockmann gegeben. Es gibt es viele Tiere dort. Nicht nur die beiden Hunde, die am Freitag über den Hof tollten. Und so gefällt es auf dem idyllisch gelegenen Hof mit der herrlichen Aussicht über das Tal nicht nur den Schwalben. Auch Steinkauz, Bachstelze, Meisen, Rotkehlchen und Rotschwänzchen sowie die Zwergfledermaus fühlen sich dort wohl.

Und Stockmanns wie Üffings freuen sich immer, wenn im März/April die ersten Schwalben kommen. „Die Rauchschwalben fliegen in die Diele, drehen eine Runde und fliegen wieder weg, wenn es ihnen nicht gefällt“, sagt Reiner Stockmann. „Schwalben suchen sich für den Nistbau selbst die Häuser, wo es ihnen gefällt“, bestätigt Michael Wolters. Man könne auch Nisthilfen bauen, sagt er für alle, die nicht ganz so ländlich wohnen wie Familie Stockmann. „Aber wenn die Rauchschwalben keine Lust haben...“

Übrigens: „Nur die Rauchschwalben nisten im Stall, Mehlschwalben nur draußen am Haus“, das ist sowohl bei Üffings als auch bei Stockmanns so.

Auf dem Hof Stockmann sieht man die Schwalbennester draußen unter dem Dachüberstand. Am Haus und im Stall gibt es zehn davon. Üffings haben sogar 17 Schwalbennester gezählt. „Wenn man frühmorgens in der Diele arbeitet, hat man Unterhaltung, da braucht man kein Radio mehr“, sagt Sonja Üffing. Auch einen praktischen Dienst erweisen die Schwalben ihren Gastgebern: „Die schaffen ganz schön was an Insekten weg.“

Wichtig sei, dass man die Nester sitzen lässt und akzeptiert, dass die Schwalben da sind, sagt Michael Wolters, denn „die machen ja auch ganz schön Mist.“ Aber das dauere ein halbes Jahr. Und mit dem Wasserschlauch sei schnell wieder klar Schiff. Bei Schwalbennestern über Haustüren und an ähnlich ungünstigen Stellen helfe ein Schwalbenbrett, dass man unterhalb des Nestes anbringt, um den Dreck abzufangen.

Oft bekämen ANTL oder NABU Anrufe von Vogelfreunden, die ein Schwalbenjunges gefunden haben, das aus dem Nest gefallen ist. Sie fragten nach jemandem, der es wieder aufpäppelt. „Wir haben Leute, die das machen,“, sagt Wolters, aber eigentlich sei das gar nicht nötig. Man könne das Junge einfach wieder zurück ins Nest setzen. Es müsse nicht einmal das Ursprungsnest sein, man müsse nur darauf achten, dass die anderen Jungen im Nest etwa gleich groß sind wie der kleine Pechvogel. „Schwalben können nämlich nicht zählen“, sagt Wolters. „Die werden alle mit durchgefüttert.“

Dass den Schwalben von alters her viel Gutes nachgesagt wird, wissen auch Üffings und Stockmanns. Sie gelten unter anderem als Frühlingsboten. „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, heißt es. Und Sonja Üffings Großmutter habe immer gesagt: „Macht mir ja nicht die Schwalbennester weg, das sind Glücksbringer.“ Reiner Stockmann kennt die Schwalben auch als Wetterboten. „Wenn es schön wird, fliegen sie ganz hoch am Himmel. Aber wenn sie dicht über der Grasnarbe fliegen...“

Bericht und Bild IVZ-online

Autor: Cornelia Ruholl
Tel: 05451 933 251

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